Als politische Journalistin und Aktivistin bekomme ich immer wieder dieselbe Frage: Wie viel Miete kann ich mir wirklich leisten? Auf den ersten Blick klingt das nach einer banalen Rechenaufgabe. In Wahrheit steckt dahinter ein Geflecht aus Einkommen, Nebenkosten, Lebenshaltung, Risikoabsicherung und — oft übersehen — versteckten Kosten. In diesem Text nehme ich dich mit durch die Rechnung, zeige typische Stolperfallen und gebe praktische Tools und Regeln an die Hand, damit Wohnungsuchende nicht in finanzielle Schieflagen geraten.
Die einfache Faustregel reicht nicht
Viele Haushalte orientieren sich an der altbekannten Faustregel: maximal 30–33 % des Nettoeinkommens für Miete. Das ist ein guter Startpunkt, aber zu mechanisch. Warum? Weil darin wichtige Posten fehlen: Heiz- und Warmwasserkosten in kalten Monaten, Strom, Internet, Versicherungen, Rücklagen für Reparaturen oder Ersatzgeräte, und nicht zuletzt Mobilitätskosten. Besonders bei niedrigen Einkommen kann schon eine einzige unerwartete Ausgabe — eine kaputte Waschmaschine, eine Zahnarztrechnung — die gesamte Haushaltsplanung durcheinanderbringen.
Die wirklichkeitsnahe Haushaltsrechnung
Ich empfehle folgende einfache Aufteilung als Ausgangspunkt — sie ist strenger als die 30-%-Regel, aber realistischer:
Diese Aufteilung lässt Spielraum für Rücklagen — und das ist entscheidend. Viele Menschen unterschätzen, wie wichtig Rücklagen für Reparaturen, Ersatzgeräte oder berufliche Ausgaben sind.
Typische versteckte Kosten, die Wohnungssuchende übersehen
Aus meiner Recherche und Gesprächen mit Mieter·innen ergeben sich regelmäßig diese Kostenfallen:
Praktische Beispielrechnung
Hier ein konkretes Beispiel für eine Person mit 2.200 € Nettoeinkommen pro Monat:
| Posten | Betrag (€) | Prozent vom Nettoeinkommen |
|---|---|---|
| Miete kalt | 700 | 31,8% |
| Nebenkosten + Heizung (Vorauszahlung) | 150 | 6,8% |
| Strom | 40 | 1,8% |
| Internet & Handy | 40 | 1,8% |
| Lebensmittel & Hygiene | 480 | 21,8% |
| Transport (ÖPNV) | 70 | 3,2% |
| Versicherungen & Rücklagen | 220 | 10% |
| Freizeit & Sonstiges | 220 | 10% |
| Summe | 1.920 | 87,2% |
In diesem Beispiel bleiben monatlich nur 280 € nicht verplant. Das reicht kaum für einen größeren Reparaturfall oder einen zweiwöchigen Urlaub. Dein Spielraum ist also kleiner, als die Kaltmiete in Prozent vermuten lässt.
Wie du vorgehst, bevor du die Wohnung unterschreibst
Aus meinen Gesprächen mit Mieter·innen habe ich eine Checkliste entwickelt, die ich selber bei Wohnungsbesichtigungen nutze und empfehle:
Tools und Hilfsmittel
Nutze Online-Budgetrechner und Nebenkostenrechner, um realistische Szenarien durchzuspielen. Ich verlinke auf dem Blog regelmäßig Tools, die ich geprüft habe — unter anderem einfache Haushaltsplaner und Vergleichsportale für Strom und Internet. Empfehlenswert sind außerdem:
Was Mietervereine und Politik tun können — und was du selbst tun kannst
Als Aktivistin appelliere ich: Private Lösungen helfen nur begrenzt. Wir brauchen starke Regulierung von Nebenkosten, transparente Abrechnungen und mehr Sozialwohnungen. In der Zwischenzeit kannst du selbst aktiv werden:
Wohnkosten sind kein individuelles Schicksal, sondern ein politisches Problem. Doch bis es flächendeckend bessere Rahmenbedingungen gibt, hilft eine realistische Kalkulation: Berücksichtige alle laufenden und einmaligen Kosten, plane Rücklagen ein und nutze Beratungsangebote. Das reduziert das Risiko, in eine unübersichtliche finanzielle Lage zu geraten — und gibt dir die Ruhe, dich auf das zu konzentrieren, was Wohnen wirklich ausmacht: ein Zuhause, das bezahlbar bleibt.