Leerstand ist nicht nur ein städtebauliches Ärgernis – er ist ein politisches und soziales Problem. Immer wieder sehe ich, wie leerstehende Wohnungen gleichzeitig für Menschen, die dringend Wohnraum benötigen, unerreichbar sind. In meiner Arbeit frage ich mich deshalb ständig: Welche rechtlichen Stellschrauben haben Kommunen wirklich, um Leerstand effektiv zu bekämpfen und leerstehenden Wohnraum wieder nutzbar zu machen? In diesem Artikel stelle ich die wichtigsten Instrumente vor, erkläre ihre Wirkungsweise, ihre Grenzen und wie sie in der Praxis genutzt werden können.
Warum Leerstand ein kommunales Problem ist
Leerstand wirkt sich auf die Nachbarschaften aus: Er führt zu Wertverlusten, schafft soziale Verwerfungen und blockiert dringend benötigten Wohnraum. Für Städte mit angespanntem Wohnungsmarkt bedeutet jeder ungenutzte Quadratmeter eine verpasste Chance für bezahlbares Wohnen. Deshalb ist es sinnvoll, dass Kommunen aktiv werden – nicht nur mit Appellen, sondern mit rechtlichen Mitteln.
Wichtige rechtliche Instrumente der Kommunen
Auf kommunaler Ebene stelle ich in der Praxis immer wieder dieselben Instrumente fest, die – klug kombiniert – Wirkung entfalten können. Hier die wichtigsten:
Wie diese Instrumente praktisch wirken
Oft höre ich die Frage: „Reichen diese Instrumente allein aus?“ Die Antwort ist komplex. Jedes Instrument hat Stärken und Grenzen. Wichtig ist die Kombination.
Das Zweckentfremdungsverbot wirkt gut gegen Ferienwohnungen und rein spekulative Leerstände. Allerdings braucht es eine behördliche Durchsetzung: regelmäßige Kontrollen, Meldesysteme und ein klares Bußgeldkonstrukt. Ohne Durchsetzung bleibt es ein Papiertiger.
Die Vorkaufsrechte sind ein wichtiges Werkzeug, wenn eine Kommune über Mittel und bezahlbare Konzepte verfügt, um erworbene Objekte auch zu nutzen. Sonst droht, dass Vorkaufsrechte zwar ausgeübt, die Objekte aber nicht ausreichend nachhaltig bewirtschaftet werden.
Eine Leerstandssteuer kann Druck auf Eigentümer erzeugen – sie funktioniert aber nur, wenn die Verwaltung den Leerstand zuverlässig ermittelt und die Steuer so bemessen ist, dass sie zur Handlungsentscheidung führt. Zudem kann sie rechtlich und politisch umstritten sein.
Ein praktischer Überblick in Tabellenform
| Instrument | Gesetzliche Grundlage / Praxis | Wirkung | Grenzen |
|---|---|---|---|
| Zweckentfremdungsverbot | Landesrechtliche Regelungen (variiert nach Bundesland) | Verhindert Umwandlung in Ferienwohnungen, sichert Wohnraum | Bedarf Kontrollen; Ausnahmen möglich |
| Vorkaufsrecht | §24 BauGB | Ermöglicht städtischen Erwerb zur sozialen Nutzung | Finanzmittel erforderlich; Bürokratie |
| Leerstandssteuer | Kommunale Satzung (in einigen Städten erprobt) | Ökonomischer Druck auf Eigentümer | Ermittlung schwierig; politisch umstritten |
| Sanierungsförderung | Kommunale Programme, KfW-Förderungen | Ermöglicht wirtschaftliche Wiederinbetriebnahme | Haushaltsmittel begrenzt |
Praxisbeispiele: Was funktioniert (teilweise) schon?
Ich beobachte mehrere Städte, die in den letzten Jahren mutig waren. Berlin etwa hat das Zweckentfremdungsverbot konsequent angewandt – mit teils hohen Bußgeldern gegen Betreiber von Ferienwohnungen. Das hat sichtbare Wirkung gezeigt, auch wenn rechtliche Auseinandersetzungen folgten.
Hamburg und München setzen stärker auf kommunale Akquise durch Wohnungsunternehmen und Vorkaufsrechte. In mehreren Fällen wurden so Gebäude dem freien Markt entzogen und in sozial gebundenen Wohnraum überführt. Die Kehrseite: Solche Käufe sind teuer und erfordern klare politische Prioritätensetzung.
Konkrete Schritte, die Kommunen jetzt setzen können
Wie ich als Lokalaktivistin und Journalistin vorgehe
In meiner Arbeit verbinde ich Recherche mit direktem Austausch vor Ort. Ich frage Bürgermeister·innen, Stadtplaner·innen und Betroffene: Wo klemmt die Umsetzung? Oft sind es nicht die Gesetze, die fehlen, sondern Personal, politische Priorität und Transparenz. Deswegen setze ich mich dafür ein, dass Kommunen nicht nur Instrumente benennen, sondern auch klare Umsetzungspläne mit Zeithorizont vorlegen.
Außerdem halte ich es für wichtig, dass Initiativen vor Ort Musterkonzepte entwickeln: z. B. eine kommunale Förderlinie für Quick-Fixes, damit leerstehende Wohnungen kurzfristig für Geflüchtete, Studierende oder Alleinerziehende nutzbar gemacht werden können. Solche pragmatischen Lösungen reduzieren Druck und zeigen schnell Wirkung.
Was Bürgerinnen und Bürger tun können
Als Bewohner·in kannst du mehr tun, als viele denken:
Instrumente allein lösen das Wohnungsproblem nicht. Aber sie sind mächtige Hebel, wenn sie konsequent, finanziell unterlegt und in enger Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren eingesetzt werden. Als Journalistin und Aktivistin bleibe ich dran: Es geht darum, rechtliche Möglichkeiten zu kennen, ihre Grenzen offen zu benennen und gemeinsam praktikable Wege zu entwickeln, damit leerstehende Wohnungen wieder lebendige, bezahlbare Heimaten für Menschen werden.