Warum eine Mieter:inneninitiative gründen — und wie ich es angehen würde
Immer wieder höre ich die gleiche Frustration: Zu hohe Mieten, undurchsichtige Nebenkosten, Modernisierungen, die in Wahrheit Mietsteigerungen sind, oder Kündigungsdrohungen, die Familien in Angst versetzen. Allein fühlt sich das oft aussichtslos an. Gemeinsam aber lassen sich Machtverhältnisse verschieben. Deshalb erzähle ich hier aus meiner Praxis und gebe konkrete Schritte und rechtliche Strategien an die Hand, die wir als Initiative nutzen können — von der Organisation bis zur gerichtlichen Absicherung.
Erste Schritte: Von der Idee zur Gruppe
Ich würde klein anfangen: Ein Haus, ein Kiez, eine Straße. Gerade am Anfang reicht ein offenes Treffen im Gemeinschaftsraum, Café oder online per Zoom. Ziel ist es, Menschen zu finden, die ein konkretes Problem teilen.
Wichtig ist Transparenz: Wer macht was, welche Ressourcen gibt es (z. B. Übersetzungen, Kinderbetreuung für Treffen), und ein einfacher Verhaltenskodex gegen Diskriminierung.
Struktur und Formalia — Verein oder informelle Gruppe?
Viele Initiativen starten informell. Das ist schnell und flexibel. Aber sobald Spenden eingehen, Verträge geschlossen oder Bußgelder drohen, lohnt sich eine formale Struktur. Ich empfehle mindestens eine einfache Satzung und ein Konto über ein Treuhandkonto oder einen Trägerverein (z. B. lokale Mietervereine oder gemeinnützige Organisationen).
Recherche und Dokumentation — die Basis jeder gerichtlichen Strategie
Bevor wir vor Gericht gehen, müssen die Fakten stimmen. Ich bestehe auf akribische Dokumentation:
Diese Dokumente sind Gold wert für Mieter:innenberatungen, Schlichtungen oder Prozesse.
Praktische Aktionen, um Druck aufzubauen
Öffentlicher Druck hilft oft schneller als monatelange Post. Beispiele für wirksame Aktionen:
Wichtig: Aktionen sollten rechtlich vorbereitet sein (Versammlungsrecht beachten) und sicherstellen, dass vulnerable Menschen geschützt werden.
Wann rechtliche Schritte notwendig sind
Nicht jeder Konflikt muss vor Gericht. Ich empfehle juristische Schritte, wenn:
Vor jedem Schritt sollte eine Mieter:innenberatung (z. B. Deutscher Mieterbund, lokale Beratungsstellen) oder eine spezialisierte Rechtsanwältin/-anwalt eingeschaltet werden. Oft hilft bereits eine anwaltliche Aufforderung zur Mängelbeseitigung.
Gerichtliche Mietschutzstrategien, die wir nutzen können
Es gibt mehrere juristische Instrumente, die Mieter:innen stark machen. Ich erläutere die wichtigsten und wie wir sie als Initiative strategisch einsetzen können:
Mit welchen Partner:innen wir kooperieren sollten
Als Initiative sind wir stark, wenn wir Netzwerke nutzen:
Praktische Vorlagen und ein kleiner Dokumenten-Guide
Damit ihr sofort loslegen könnt, hier eine einfache Tabelle, welche Dokumente ich immer sammele:
| Dokument | Warum wichtig |
| Mietvertrag | Rechtsgrundlage für Miethöhe, Staffelmieten, Kündigungsfristen |
| Nebenkostenabrechnungen | Prüfbasis für Nachforderungen |
| Fotos/Feststellungen von Mängeln | Beweismittel bei Mietminderung oder Klage |
| Schriftwechsel mit Vermieter:in | Beleg für Fristen, Nichterfüllung von Pflichten |
| Zeug:innenliste | Unterstützt Aussagen vor Gericht |
Ich stelle außerdem immer eine Muster-Mail für die erste Mängelanzeige zur Verfügung, die wir gemeinsam anpassen können — kurz, sachlich und mit Fristsetzung.
Tipps für die Kommunikation mit den Mitgliedern der Initiative
Transparenz schafft Vertrauen. Ich empfehle regelmäßige Updates per Mail oder Signal/Telegram-Gruppe (achtet auf Datenschutz). Protokolle von Treffen sollten kurz und öffentlich zugänglich sein. Und: Empowerment statt Fürsorge — wir stärken Menschen, die selbst betroffen sind, ihre Rechte zu vertreten.
Wenn ihr möchtet, unterstütze ich euch beim Erstellen von Aushängen, Musterbriefen und einer Aktionsstrategie — und helfe bei der Vernetzung mit lokalen Mietervereinen und Anwält:innen. Gemeinsam können wir Mietschutz nicht nur rechtlich durchdrücken, sondern gesellschaftlich stärken.